Neulich erhielt ich diese E-Mail eines Kunden:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wieder einmal neigt sich ein arbeitsreiches Jahr dem Ende zu.

Deshalb haben die Unternehmen der Firmengruppe Wichtig in der Zeit vom 24.12.2021 bis zum 07.01.2022 Betriebsruhe und unsere Mitarbeiter befinden sich im wohlverdienten Weihnachtsurlaub.

Aus diesem Grund sind während dieser Zeit unsere Buchhaltung und die Rechnungsprüfung nicht besetzt. Folglich kann in dieser Zeit keine Bearbeitung Ihrer Rechnungen erfolgen.

Wir bitten daher um Vorlage Ihrer Rechnungen bis spätestens 07.12.2021, damit eine fristgemäße Bearbeitung gewährleistet werden kann und eine Zahlung in diesem Jahr möglich ist.

Für die erfolgreiche Zusammenarbeit möchten wir uns herzlich bedanken.

Wir wünschen lhnen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2022. 

Meine Meinung: Ich mäkele jetzt mal nicht an Kleinigkeiten in diesem Text herum. Alles in allem steckt er voller Floskeln und ist nicht der „Brüller“. Allein schon „wohlverdient“ musste schon immer herhalten, wenn jemand in den Ruhestand geht.

Vielleicht wünscht der Verfasser sich selbst auch Alternativen für dieses Einerlei. Doch so richtig drum kümmern, mag er sich offensichtlich nicht. Lieber setzt er auf die typischen Floskeln.

Ein besonderes Jahr erfordert einen besonderen Text

In einem Jahr, in dem wir ALLE derartig das Virus zu spüren bekommen haben, finde ich es ignorant, darauf nicht mit einer einzigen Zeile einzugehen. „Business as usual“ sagt dieser Text aus. Vermutlich war da jemand nur zu bequem, um sich nach 20 Jahren mal etwas anderes einfallen zu lassen. Ich finde so viel Bequemlichkeit respektlos.

Wer verfasst solche Texte eigentlich?

Nach meiner Erfahrung verfasst nicht eine Fachfrau oder ein Fachmann fürs Texten, Schreiben oder Korrespondenz eine E-Mail, die an tausende Empfänger geschickt wird. Nein, das übernimmt der Chef dann selbst. Und so liest es sich dann leider auch. „Schuster bleib bei deinen Leisten“, würde ich dann gern antworten. Nicht viele Menschen machen sich Gedanken darüber, wie sie modernere, schwungvolle E-Mails oder Briefe formulieren. Für Werbung werden Tausende oder gar Millionen ausgegeben. Dass Briefe und E-Mails an Kunden auch Werbung sind, darauf kommen nur die Wenigsten. Lustig eigentlich.

Und selbst bei Antworten auf Bewerbungen ist vielen Unternehmen nicht bewusst, dass sie sich auch damit präsentieren. Employer Branding schallt es aus den Führungsetagen und gleichzeitig verschickt die Personalabteilung Texte, die beginnen mit „Vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Hause.“ Ja, das mag seriös klingen; kreativ ist es nicht und Selbstmarketing sieht anders aus.

Greifen Sie nicht zu DER neuen Floskel

„Wieder neigt sich ein arbeitsreiches Jahr dem Ende zu …“. Ja, danke für diese langweilige Floskel. Folgte jetzt noch ein „So jung kommen wir nie wieder zusammen“, wäre das Stammtisch-Niveau komplett.

Ein Beispiel:

Ich bin seit einigen Tagen krank, meine Ansprechpartnerin wünscht mir im Einstiegssatz „Gute Besserung“ und in der Grußformel schreibt Sie „Bleiben Sie gesund“. Äh … ich kann nicht gesund bleiben, bin ich ja nicht. Vermutlich ist „Bleiben Sie gesund!“ –  die meisten Menschen schreiben das mit Ausrufezeichen, als wäre es ein Befehl -, als Bestandteil ihrer Signatur. Hm.

Warum ist „Bleiben Sie gesund“ keine gute Wahl

Genau genommen ist diese Formulierung grammatikalisch betrachtet ein Imperativ, ein Befehl. Auf Befehl, gesund zu bleiben, ist schwierig. Und dann sind da noch die Krankheiten, die man den Menschen nicht ansieht. Ich riskiere nicht, einem vielleicht erkrankten Menschen Gesundheit zu befehlen. Den meisten Menschen sieht man ihre Krankheiten nicht an.

Und: Sie wissen wahrscheinlich auch nicht, ob Ihr Geschäftspartner an COVID-19 erkrankt war, noch mit Spätfolgen zu kämpfen hat (Beeinträchtigung des Geschmackssinns ist noch das geringste Übel) oder gar jemanden verloren hat.

Deshalb finde ich „Bleiben Sie gesund!“ weder einfühlsam noch angemessen. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Mein Tipp lautet deshalb: Lassen Sie die Finger von DER neuen Floskel.

Wenn Sie sich zu Weihnachten gegenüber Geschäftspartnern einfühlsam zeigen möchten, habe ich einen Text für Sie entworfen. Vielleicht gefällt er Ihnen.

Lieber Herr König,

ich wünschte, ich könnte Ihnen einfach nur ein schönes Weihnachtsfest mit Ihren Lieben wünschen; das tue ich natürlich. Doch erscheint mir das vor dem Hintergrund der letzten Monate etwas profan.

Profan war gar nämlich gar nichts. Und vielleicht sind oder waren Sie von der Pandemie auch in irgendeiner Art und Weise betroffen.

Ich wünsche Ihnen deshalb, dass Sie stark sind, bleiben oder wieder werden.

Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir bald wieder unbeschwerter sein können und dürfen.

Ich wünsche Ihnen ein sehr schönes Weihnachtsfest, Tage, die Sie genießen können und die Ihnen rundum Freude bereiten werden.

Auf bald und in herzlicher Verbundenheit

Ihre

Sabine Gruber 

Besondere Texte zu besonderen Anlässen zu formulieren, ist nicht einfach. Und: Sie können lernen, schwungvoll und knackig, statt lang und langweilig zu formulieren. Nutzen Sie mein Webinar „Korrespondenz aktuell“ – an verschiedenen Terminen – in diesem und im nächsten Jahr:

  • 6. Dezember 2021
  • 13. Januar 2022
  • 26. April 2022

Alle Details zu diesem Online-Training lesen Sie hier: https://www.claudia-marbach.de/webinare/korrespondenz-aktuell.html

Kontakt

Sie wünschen weitere Informationen oder möchten sich persönlich beraten lassen? Schicken Sie eine E-Mail an mail@claudia-marbach.de

Telefon: 0211 93897812
Mobil: 0170 9095849


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